Japanische Gärten verstehen sich nicht nur als gestaltete Natur im gärtnerischen Sinne, sondern auch als ein Kunstwerk. Eines, das betrachtet und empfunden wird daneben aber auch zur geistigen Auseinandersetzung anregt. In ihnen sind künstlerische, ästhetische, religiöse und gesellschaftliche Aspekte vereinigt. Dabei wird auf verschiedene Art und Weise immer eine Landschaft dargestellt. Entweder eine nachempfundene reale Landschaft, die man durchlaufen kann wie z.B. ein Teichgarten, oder einen Wandelgarten, oder aber einen Garten, der von einem bestimmten Punkt aus, z.B. von der Veranda, betrachtet wird. Letzterer ist oft von Zäunen oder Mauern eingeschlossen und wird wie ein dreidimensionales Bild empfunden. Die verschiedenen Künste, wie Gartenkunst, Malerei, Poesie sind dabei untrennbar miteinander verbunden. Oft waren es chinesische Landschaftsgemälde, die als Vorlage dienten.
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Jede Zeitepoche hat ihre ganz typischen Gärten hervorgebracht. Im Shintoismus, der Religion der lebensspendenden Naturkräfte entstanden die großen Wandelärten. Dies waren Stätten des Vergnügens, die durchwandert oder mit einem Boot durchfahren werden konnten. Sie wurden nicht selten zur Selbstdarstellung oder Machtdemonstration angelegt.
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Im Buddhismus, der Philosophie der Erleuchtung, entwickelten sich die Betrachtungsgärten, welche man bis auf das Wesentlichste reduzierte. Oftmals bestanden sie nur aus Kiesflächen, in denen verschieden große Steine platziert waren. Zu den täglichen Arbeiten der Mönche gehörte es, den Kies von Bluättern zu säubern und Furchen in vorbestimmten Mustern hineinzuharken. Es waren Orte der Meditation, die der Selbsterfahrung dienten.
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Als dritte Form ist der Teegarten zu nennen. Ein kleiner eingeschlossener Garten, oftmals nur wenige Quadratmeter groß, der den Eindruck erweckt, als gelange man zu einer abgelegenen Berghütte. Verwitterte Trittsteine erinnern an einen unwegsamen Bergweg. Diese Gärten hatten die vor- bereitende Aufgabe, den Gast auf den bevorstehenden künstlerischen Akt der Teezeremonie einzustimmen.
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Die Menschen Japans wurden in ihrer Geschichte immer wieder mit den Naturgewalten, wie z.B. Taifune, konfrontiert. Sie lernten mit ihnen zu leben, wodurch eine große Naturverbundenheit und ein starker Sinn für den Jahreszeitenwechsel entstand. In den Gärten sah man die Gelegen- heit, die Natur zu genießen, sicherlich auch ein wenig zu kontrollieren und im Zaum zu halten. Kioto (damals Heiankyo und seit 794 Kaiser- residenz) stand hierbei schon immer im Mittelpunkt. Viele Künstler und Landschaftsgärtner nutzten seine hervorragende Topographie, mit dem Gebirge als Kulisse, dem schier unendlichen Steinvorkommen und den vielen Quellen und Flüssen. Bis heute entstanden hier über 1500 japanische Gärten.
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