-
Japanische Gärten verstehen sich nicht nur als gestaltete Natur im
gärtnerischen Sinne, sondern auch als ein Kunstwerk. Eines, das
betrachtet und empfunden wird daneben aber auch zur geistigen
Auseinandersetzung anregt. In ihnen sind künstlerische, ästhetische,
religiöse und gesellschaftliche Aspekte vereinigt. Dabei wird auf
verschiedene Art und Weise immer eine Landschaft dargestellt.
Entweder eine nachempfundene reale Landschaft, die man
durchlaufen kann wie z.B. ein Teichgarten, oder einen Wandelgarten,
oder aber einen Garten, der von einem bestimmten Punkt aus, z.B.
von der Veranda, betrachtet wird. Letzterer ist oft von Zäunen oder
Mauern eingeschlossen und wird wie ein dreidimensionales Bild
empfunden. Die verschiedenen Künste, wie Gartenkunst, Malerei, Poesie
sind dabei untrennbar miteinander verbunden. Oft waren es chinesische
Landschaftsgemälde, die als Vorlage dienten.
1/5
-
Jede Zeitepoche hat ihre ganz typischen Gärten hervorgebracht. Im
Shintoismus, der Religion der lebensspendenden Naturkräfte
entstanden die großen Wandelärten. Dies waren Stätten des
Vergnügens, die durchwandert oder mit einem Boot durchfahren
werden konnten. Sie wurden nicht selten zur Selbstdarstellung oder
Machtdemonstration angelegt.
2/5
-
Im Buddhismus, der Philosophie der Erleuchtung, entwickelten sich die
Betrachtungsgärten, welche man bis auf das Wesentlichste reduzierte.
Oftmals bestanden sie nur aus Kiesflächen, in denen verschieden große
Steine platziert waren. Zu den täglichen Arbeiten der Mönche gehörte es,
den Kies von Bluättern zu säubern und Furchen in vorbestimmten Mustern
hineinzuharken. Es waren Orte der Meditation, die der Selbsterfahrung
dienten.
3/5
-
Als dritte Form ist der Teegarten zu nennen. Ein kleiner eingeschlossener
Garten, oftmals nur wenige Quadratmeter groß, der den Eindruck erweckt,
als gelange man zu einer abgelegenen Berghütte. Verwitterte Trittsteine
erinnern an einen unwegsamen Bergweg. Diese Gärten hatten die vor-
bereitende Aufgabe, den Gast auf den bevorstehenden künstlerischen Akt
der Teezeremonie einzustimmen.
4/5
-
Die Menschen Japans wurden in ihrer Geschichte immer wieder mit den
Naturgewalten, wie z.B. Taifune, konfrontiert. Sie lernten mit ihnen zu
leben, wodurch eine große Naturverbundenheit und ein starker Sinn für
den Jahreszeitenwechsel entstand. In den Gärten sah man die Gelegen-
heit, die Natur zu genießen, sicherlich auch ein wenig zu kontrollieren
und im Zaum zu halten. Kioto (damals Heiankyo und seit 794 Kaiser-
residenz) stand hierbei schon immer im Mittelpunkt. Viele Künstler und
Landschaftsgärtner nutzten seine hervorragende Topographie, mit dem
Gebirge als Kulisse, dem schier unendlichen Steinvorkommen und den
vielen Quellen und Flüssen. Bis heute entstanden hier über 1500
japanische Gärten.
5/5